4/28/2008

Kurze Woche – langes ANZAC-Wochenende

Diese Woche stehen noch so ein paar Sachen an. Zum einen will ich endlich mal einen Ölwechsel mit unserer riesigen Kiste machen, meine Steuernummer beantragen (weil man dafür ein Jobangebot braucht) und das kommende lange Wochenende vorbereiten, denn da wollen wir nach Rotorua fahren. Bis jetzt haben auch schon Eduarda und Gustavo zugesagt mitzukommen. Dann wäre unser Auto schon mal voll. Bei der Spritschleuder auch nicht unbedingt schlecht.
Montag, d.h. gestern hab ich nach langer Suche mal bei einer Werkstatt angefragt, was sie für einen Ölwechsel haben wollen. Die wollten doch glatt 150Dollar dafür. Unverschämt. Abends – bevor wir ins Schwimmbad sind (Achtung: schon wieder Sport!) – hab ich mich noch mal umgeschaut in der Gegend und ein paar andere Service-Stationen gefunden, die mir einen Ölwechsel vielleicht billiger machen. Tankstellen machen so was nämlich hier nicht, wie ich erfahren habe als mich eine Tankwärtin ganz entgeistert angeschaut hat, als ich sie fragte, ob sie auch Ölwechsel machen. Und sonst gibt es hier zwar an jeder Ecke einen Autohändler, nur halt sehr wenige Werkstätten. Oder machen die ihren Ölwechsel alle selber zu hause? Aber was dann mit dem alten Öl? Mmhh. Muss mich da heute noch mal genauer informieren…
Also am Dienstag bin ich dann nach Newmarket gefahren und hab mir da jetzt nun einen Termin für den Ölwechsel geholt. Der ganze Spaß soll uns dann mal 130Dollar kosten. Immer noch besser als 150. Aber trotzdem noch viel zu viel. Wie ich dann auch von Boia erfahre, machen das hier alle selber zu hause. Es gibt dann einfach eine Sammelstelle bei der man das alte Öl abgeben kann – wenn man den „weiten“ Weg auf sich nimmt. Die meisten werden das Öl wahrscheinlich ohnehin einfach nur irgendwo in die Prärie schütten. Super System Neuseeland! Für Donnerstag ist dann der Ölwechsel geplant, als ist Steve dann am Donnerstag auch pünktlich um 9 Uhr morgens da. Eine Stunde soll der ganze Spaß dauern. Immerhin soll ja auch noch eine komplette Inspektion des Autos durchgeführt werden, die mir im Nachhinein noch viel Freude bereiten wird… Eine Stunde später steht Steve wieder pünktlich auf der Matte der Autowerkstatt. Der Mechaniker gibt mir gestikuliert zu verstehen, dass ich zum Auto hinterkommen soll. Es ist noch oben auf der Hebebühne. Wahrscheinlich will er mir jetzt nicht den schönen Unterbau des Autos zeigen… Gedacht, passiert: „Schau dir mal die Bremsen an! Komplett runter, mein Junge. Die müssen wir auf alle Fälle neu machen.“ Wie hätte es auch anders sein können. Eigentlich hatte ich mir genau das auch schon gedacht. Der Chef kommt dann noch und erklärt, dass die Bremsen wirklich runter sind. Aber nur vorne und nicht auch hinten, wie sein Mechaniker behauptet – und auch immer noch behauptet (Er steht jetzt mit dem Kopf schüttelnd neben dem Auto und fängt langsam wieder an die Reifen hinter auf zu ziehen). Ist das ein schlechtes Zeichen? Ich bin mir nicht sicher, aber auch nicht gerade glücklich, dass jetzt in wenigen Minuten aus 130Dollar 430Dollar geworden sind und will mich gar nicht erst auf die Bank des Mechanikers schlagen. Wer braucht schon Hinterbremsen? Nur gut, dass wir morgen früh nach Rotorua fahren wollen. Cheffe verspricht mir aber auch bis um 4 wieder fertig zu sein. In meinem Frust und der Unfähigkeit mich mit öfentlichen Verkehrsmitteln von Newmarket in die Stadt oder gar zu mir nach Hause nach Grey Lynn durchzuschlagen, beginne ich einfach drauf los zu gehen. Schließlich sollte ja meine zweites Tagesaufgabe in dem Abschließen einer Autoversicherung bestehen und im Stadtzentrum gibt es ein Büro von AA (dem ADAC-Pendant hier in Neuseeland). Nach 40min war ich dann auch da. Man muss dabei immer im Hinterkopf haben, dass Auckland auf über 40Vulkanene erbaut wurde – nur um einen Einblick zu bekommen, wie wellig diese Stadt ist. Versicherung für 400Dollar gleich auch noch abgeschlossen und danach – weil jetzt eh schon alles egal ist – weiter nach Hause getrottet. Nach 2,5h war ich dann auch da. Eigentlich ist es jetzt auch schon wieder um kurz vor 4 und ich muss wieder los. Also mach ich mir schnell was zu essen und setzt mich diesmal aber in den Bus und fahr nach Newmarket. Auto ist repariert. In seiner Auto-Mechaniker-Sprache erzählt er mir dann noch so 10min. Sätze, die ich wahrscheinlich auch im Deutschen nicht verstehen würde und so neigt sich der Tag dem Ende. Abends gehen Kathrin und ich dann noch ins Schwimmbad in Newmarket. Da wir morgen früh gleich um halb 6 loswollen, ist die Nacht nicht wirklich lang auf den Freitag. Heute am ANZAC-Day (der zum Gedanken an alle australischen und neuseeländischen Soldaten steht) gibt es zum Sonnenaufgang um 6 Uhr eine Zeremonie am Kriegsmuseum „Auckland Domain“ - einem alten großen Gebäude auf einem Berg direkt in der Stadt. Das Wetter war sogar richtig gut und viele Menschen sind gekommen – ungewöhnlicherweise um diese Uhrzeit. Danach geht es dann direkt nach Rotorua. Fahrzeit rund 3h plus Pausen. Rotorua liegt im Herzen der Nordinsel und zählt zu den aus geothermischer Sicht aktivsten Regionen Neuseelands. Aus alle Löchern raucht es in dieser Stadt. Selbst aus Gullideckeln. In der Umgebung gibt es unglaublich viel Wald aus dem natürlich auch viel Rauch aufsteigt. Das gibt ein geheimnisvolles Bild ab.
Wir hatten im Funky Green Voyager Hostel vorgebucht. Ich kannte es bereits vom letzten Jahr. Es ist einfach nur super. Die Besitzer sind ein Däne und eine Deutsche – vor 20Jahren nach Neuseeland gezogen. Es gibt keinen Fernseher, dafür aber 2 Kamine. Genau das macht die Sache perfekt, denn keiner setzt sich abends einfach nur stumm vor die Flimmerkiste und lässt sich berauschen, sondern sucht in aller Regel das Gespräch im Kaminzimmer. Für ein Hostel wie geschaffen. Leider hat die Sachen einen Haken: der Deutschanteil liegt bei mindestens 70Prozent. Es ist uns zwar schwer gefallen, aber wir haben es geschafft, uns die meiste Zeit von diesen 70Prozent fern zu halten. Ob Israelis eine bessere Gesellschaft darstellen, weiß ich allerdings nicht. Die reden in aller Regel auch nur viel Mist.
Gleich am ersten Tag sind wir auf den höchsten Berg in Rotorua gefahren (keine Ahnung, wie der noch hieß – ist auch nicht toll), und sind dann in die Stadt gegangen und haben uns den Stadtpark angeschaut. Ich bin der Meinung, dass vor einigen Jahren eine riesige Explosion eines natürlichen Schlammpools dazugeführt hat, dass dieser Park komplett mit Schlamm bedeckt war. Auf alle Fälle befinden sich dort viele Schlammpools und dampfende Löcher. Abends ging’s in die Polynasian Spa, d.h. einem Schwimmbad bestehend aus heißen Becken, dessen Wasser. Das heiße Wasser kommt zwar aus den heißen Quellen – wie ich annehme – wurde aber vorher noch einmal gereinigt, sodass es wirklich wieder sauberes Wasser aussieht. Bei Wassertemperaturen um die 40Grad hält man es allerdings nicht lange aus. Nach 2 Stunden wir dann auch wirklich platt, schaffen es uns aber noch durch den Pak’n’Save zu kämpfen, um noch 2 Tiefkühlpizzas und Muffins zu ergattern und ab ins Hostel – war ein langer Tag! Am Samstagmorgen ging es gleich zum Wai-O-Tapu – Thermal Wonderland. Wie der Name schon sagt, gibt es dort viele thermale „Wunder“, in Form von Mudpools, Geysiren (exakt einem), Schwefellöschern, Kaskaden an denen sich die verschiedensten Ablagerungen gebildet haben (aufgrund des u.a. schwefelhaltigem und eisenhaltigem Wasser). Recht interessant. Für 27.5 Dollar aber auch nicht ganz billig. Aber diese Art von Thermal Wonderland gibt es in und um Rotorua an jeder zweiten Ecke, wobei das Wai-o-Tapu schon das bekannteste ist – und somit wahrscheinlich auch schlechteste, aber egal. Für den Abend sollte noch ein Höhepunkt auf dem touristischen Programm stehen: Konzert und Hangi, d.h. ein Maori-Konzert mit anschließendem, typischen Abendessen. Das ganze haben wir bei Mitai gemacht (für alle die schon mal da waren oder noch hin wollen). Dort haben die Maori-Stämme ihre Kultur wieder etwas aufleben lassen, indem sie ein kleines nach gebautes Dorf errichtet haben und nun dort ein Maori-Konzert veranstalten und den ganzen Tag über Essen für die Touristen kochen. Kochen heißt in diesem Falle auf der Erde, wobei ein größeres Loch ausgehoben wird, indem dann heiße Asche und Steine etc. hineingelegt wird. Darauf kommt dann das mit Leinen zu gewickelte Essen und wird für einige Stunden gar gebacken. Schmecken tut es ganz gut, auch wenn es etwas einsichtig ist, weil es halt nur Hühnchen und Lamm(wie ich glaube)-fleisch gibt. Das Konzert ist ganz interessant, da einem dort auch die einzelnen Tänze, Waffen, Gegenstände, Tattoos und vor allem die Sprache vorgestellt wird. Sie haben auch den Haka gemacht. (Alle Mainz 05 und Jürgen Klopp-Fans aufgepasst!!!). Der Haka als der Maori-Kriegstanz, den auch die neuseeländische Rugbymannschaft (All Blacks) vor jedem Spiel macht.
Abends war dann mal wieder deutscher Stammtisch im Hostel. Die Quote lag mal locker bei 8:1.

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